Insgesamt 4 Berichte aus der Geschichte der Fußball-Bezirksliga Wiesbaden, die von Josef Disper seiner Zeit zusammengestellt wurden.
Aus der Mottenkiste: Erste Bezirksliga nach dem Krieg mit vier Einheimischen
Lang, lang ist es her: Seit 1947/48, das sind genau 38 Jahre, kämpfen die Vereine in der Fußball-Bezirksliga Wiesbaden um Punkte und Tore. Das „Oberhaus" nannte sich damals Bezirksklasse, dann kam die 11. Amateurliga und schließlich die Bezirksliga. Es wurde nur mit zwölf Mannschaften begonnen und dann, wie, es sich so ergab, mit 15, 17, 16, 14, 19, 18, und zu guter Letzt mit 17 Mannschaften gespielt. Aus dem Limburger Raum waren als erste Elz (Meister der I. Kreisklasse), Eschhofen, Niederbrechen und Oberbrechen dabei.
Die drei punktgleichen Tabellenzweiten ermittelten in einer Qualifikation noch den 2. Aufsteiger (Eschhofen), der nachträglich auch noch Aufstiegsrecht hatte, aber am Ende waren auch noch die beiden Brechener Teams dabei, denn sonst wären es ja nur zehn Teams gewesen.
Es war vor allem für Elz und Oberbrechen ein reichlich turbulentes Jahr. Den. Elzern wurden sieben Punkte am „grünen Tisch" abgesprochen, weil der Spieler K. Hirschberger als nicht spielberechtigter Akteur in den Begegnungen gegen Biebrich 02 (32), Schierstein 08 (1:0), Niederbrechen (2:1) und Oberbrechen (2:2) mitgewirkt hatte. Oberbrechen erhielt nach dem Spielabbruch gegen Kostheim 12 (6:2) für vier Runden Spielverbot und mußte die Punkte gegen Biebrich 02, Germania Wiesbaden, Schier-stein 08 und Eschhofen kampflos abgeben.
Nach Abschluß der Runde hatte Oberbrechen 13:31, Elz 12:32 Punkte. Dennoch wurde zwischen beiden Teams ein Entscheidungsspiel an der Waldstraße in Wiesbaden angesetzt, das die Elzer 4:1 gewannen. Oberbrechen war damit der erste und zugleich einzige Absteiger. Der SV ..Wiesbaden holte sich den Titel, obwohl die Elf zweimal gegen ihren schärfsten Rivalen Kostheim 12 (02 und 1:3) verlor. Entscheidend war allerdings, daß Kostheim 12 als Tabellenzweiter sein letztes Spiel in Niederbrechen sensationell mit 1:2 verlor. Bei einem Sieg des .Favoriten wäre ein Entscheidungsspiel zwischen den beiden Wiesbadener Kontrahenten erforderlich geworden.. Klassenleiter war Bezirksfußballwart Willy Hach (Biebrich 19).
In der Saison 1965/66 spielten. die Vereine des Kreises Limburg ein Jahr in der damaligen Bezirksklasse Mitte I mit den Clubs aus den Kreisen Oberlahn, Wetzlar und Dill. Die sechs Erstplazierten konnten in die Gruppe (heute Landesliga) aufsteigen. Elz, als Tabellenführer, kam in die Landesliga Mitte, die anderen in die Gruppe Süd. Doch ab 1966/67 „fuhr" man wieder in den alten „Gleisen". Der Main-Taunus-Kreis spielt übrigens erst seit 1965/66 im Bezirk Wiesbaden, der sich vorher aus den Kreisen Limburg, Untertaunus, Rheingau und Wiesbaden zusammensetzte.
Aus der Mottenkiste: Die Meisterparade nach dem 2. Weltkrieg auf einen Blick
Seit März 1948 wird im heimischen Raum nach dem Krieg wieder Fußball gespielt Ein Zeichen dafür, welch tiefe Wurzeln und welche Popularität dieser Volkssport, der noch immer „König Fußball" genannt wird, sich über Jahrzehnte erhalten hat und noch besitzt. Es sollen nicht die heutigen Generationen unbekannten Nachkriegsschwierigkeiten aufgezählt werden, sondern lediglich die Namen der. Meister von der „Stunde Null" an: Es sind oft die gleichen Vereine, die erscheinen, denn beispielsweise errang die SG Germania Wiesbaden nicht weniger als sieben Mal, davon drei Mal hintereinander die Meisterschaft in der Bezirksliga Wiesbaden, die früher einmal -klasse und danach II. Amateurliga hieß.
Der VfR 07 Limburg holte sich 1963/64 von den Lahnvereinen erstmals den Titel und konnte nach einer notwendig gewordenen doppelten Aufstiegsrunde (damals Waren die Qualifikationsspiele noch nötig) in die I. Amateurliga (heute Oberliga Hessen) aufsteigen. Die Freude über den Erfolg dauerte jedoch nur ein Jahr. 1981/82, hatte der zweimalige Bezirksmeister RSV Würges vorzeitig den Titel in der Landesliga Mitte errungen und den Aufstieg ins hessische „Oberhaus" geschafft. 1965/66 war die damalige Gruppenliga, die später in Landesliga umbenannt wurde, geschaffen worden, um Aufstiegsspiele in allen Klassen überflüssig zu machen. Nach dem RSV Würges, der praktisch alle Klassen von unten nach oben durchlaufen hatte, waren der SV Walsdorf und die TSG Qberbrechen (sogar als Neuling) genau wie die Spvgg Hochheim, TuS Dehrn und der FC Lorsbach mit der Bezirksligameisterschaft an der Reihe.
Den Rekord an Titeln in der A-Liga Limburg/ Untertaunus, die ganz früher einmal I. Kreisklasse hieß, stellen Elz und Oberbrechen (je vier), auf. Balget mit je drei Meisterschaften: VfR ,19 Limburg und- RSV Weyer. Zwei Mal wurden Eisenbach, dem VfR 67 Limburg, Esch hofen, Ahlbach, Dehm und Walsdorf die Urkunde verliehen. Der TuS Ahlbach war erfolgreichster B-Ligaverein (vier Titel).
1965/66 spielten die Vereine der Bezirksliga bedingt durch die „Geburtswehen" des „Ripper-Planes" mit den Clubs der Kreise Oberlahn, Wetzlar und Dill in der sogenannten Bezirksliga Mitte I. Ein Jahr später aber fuhr man wieder in den alten „Gleisen", d. h. spielte wieder im Bezirk Wiesbaden. Ab 1982/83 wird im Fußballkreis Limburg erstmals mit einer neu gebildeten C-Liga gespielt, die sich bestens bewährt hat (Meister: 82/83: SV Oberweyer, 83/84: RSV Würges II).
Die Namen von 24 der jetzt am Spielbetrieb teilnehmenden Verein6 sind nicht, in der „Ehrentafel der Meister" zu finden. Sie verdienen jedoch ein besonderes Lob, denn ohne die vielen Zweiten, Dritten und Tabellenletzten wäre der Spielbetrieb nicht so reibungslos abgelaufen, ja nicht möglich gewesen.
Aus der Mottenkiste: Elz bereits 27 Jahre in der Bezirksliga dabei
Rund ein Drittel aller Vereine des Fußballkreises Limburg, nämlich 21, gehörten von 1947/48 bis zur Saison 1983/84 der Bezirksliga Wiesbaden an. Eine stolze Zahl. Genau zehn Clubs waren zehn Jahre und länger dabei. Unangefochten führt der SV Elz. Der VfR 07 Limburg holte sich als erster Lahnverein 1963/64 den Titel und schaffte nach einer strapaziösen doppelten ' Qualifikationsrunde den Aufstieg in die damalige 1. Amateurliga, um dann nach sieben Jahren Gruppenligazugehörigkeit den „Durchmarsch" in die A-Klasse anzutreten. Zweimal stand der RSV Würges auf dem „Treppchen", zuletzt als Rückkehrer (1978/79) genau wie Rekordmeister (sieben Titel) Germania Wiesbaden (1959/60). Auf Anhieb wurden die A-Klassen-Neulinge Hochheim, Dehrn, Unterliederbach, Bad Schwalbach, Lorsbach, Germania Wiesbaden und Oberbrechen Meister. Die ehemaligen Bezirksligisten Frickhofen und Staffel (jetzt C-Liga) sind am tiefsten nach unten gerutscht. Apropos Frickhofen: Die Mannschaft konnte ebenso wie Hadamar als Tabellenzweiter aufsteigen. Beide mußten dann aber wieder sofort zurück.
Viermal rutschte Oberbrechen eine Etage tiefer. Elz „erwischte" es, genau wie Eschhofen, dreimal. Vom Abstieg verschont blieben nur der RSV Würges und die SG Hausen/Fussingen. So gut wie 1983/84 (die drei ersten Plätze) waren die Limburger Vereine noch nie plaziert. 1965/66 wurde die Gruppenliga ins Leben gerufen, und der Main-Taunus-Kreis kam in den Bezirk Wiesbaden.
Fünfmal wurde der Meister im Entscheidungsspiel ermittelt und siebenmal gab es Entscheidungsspiele bzw. -runden um den Klassenverbleib.
Aus der Mottenkiste: 1946 muß die Gastmannschaft die Bälle mitbringen.
Schon am 24. März 1946 fiel im Kreis Limburg der Startschuß, zur ersten Nachkriegssaison. Alle Vereine fingen in, der damaligen II. Kreisklasse (heute sagt man B-Liga) an. Es gab also keine Sonderrechte. Die sechs Gruppen waren zahlenmäßig klein, denn im Herbst sollte schon die „Spreu vom Weizen" getrennt sein, d. h. es wurde in zwei verschiedenen Klassen (I. und II. Kreisklasse) gespielt.
Aus der Kreisklasse hatten die beiden ersten Aufstiegsrecht. Es qualifizierten sich: Frickhofen, Wilsenroth, Hadamar, Fussingen, Elz, FSV Limburg (das waren die 19er), Eschhofen, VfR Limburg ,(07), Niederbrechen, Oberbrechen, Eisenbach, Walsdorf.. Fussingen zog nach wenigen Spielen in der Vorrunde seine Mannschaft zurück und stand damit als erster Absteiger fest.Die vier Erstplazierten kamen in die Bezirksklasse. Bevor es so weit war, mußten die drei Zweiten noch eine Qualifikationsrunde (in Lindenholzhausen) austragen, die Eschhofen gewann. Am Ende aber wurden alle vier Limburger Vereine zugelassen, weil sonst die Bezirksklasse nur zehn Mannschaften gehabt hätte.
Als Aufsteiger hatten sich Hintermeilingen (erster Meister der damaligen II. Kreisklasse), Dietkirchen, Offheim und Villmar, das vom Oberlahnkreis gekommen war, qualifiziert. In den ersten Nachkriegsjahren durften die Jahreszahlen hinter den Vereinsnamen nicht genannt werden, weshalb sich die 19er kurze Zeit FSV Limburg nannten, um Verwechslungen mit der lokalen Konkurrenz, dem VfR 07, auszuschließen. In der Saison 194719 spielte die I. Kreisliga Mit nur zehn Vereinen.
Damals wurde das bessere Torverhältnis nur durch. den Quotienten ermittelt, heute zählt längst die Tordifferenz bei Punktgleichheit. Was waren das in den ersten Jahren für Schwierigkeiten. Fußballschuhe (oft noch- mit Stahlkappen) waren kaum mehr vorhanden, Sportkleidung und Bälle erst recht nicht. Der Transport auf Fahrzeugen wurde nur durch die Gestellung einiger amerikanischer Lastkraftwagen (Mister York hatte zum Glück ein Herz für die Fußballer) ermöglicht. Der Gast war verpflichtet, für alte Fälle einen Ball mitzubringen. Es waren meist böse „Eier", die der Zeugwart immer wieder notdürftig flickte und schnürte. Die Schiedsrichter kamen alle aus der Nachbarschaft mit dem „Stahlroß".
Der „Beauftragte für den Rasensport" war Hans Kerschbaumer, der verdienstvolle erste Kreisfußballwart. Kreiseigene Spielerpässe wurden in der sogenannten Geschäftsstelle in der Rotkreuz-Baracke am Eingang zum Eisenbahnausbesserungswerk, später in der Schiede Nr. 37 (Kellergeschoß) und danach im Kath. Gesellenhaus ausgestellt. Es brauchte kein Formular auf Spielberechtigung ausgefüllt zu werden. Der Verein oder der Spieler konnte auf den Paß warten, selbst wenn es Samstag kurz vor 12 Uhr war. Satzungen wie heute waren nicht vorhanden; das Rechtsempfinden der Mitglieder der Spruchkammer war entscheidend.
Tageszeitungen gab es anfangs auch noch nicht. Die Ergebnisse wurden montags vor der Geschäftsstelle ausgehängt und später sogar an den Rundfunk (Georg Dietrich) zur Durchsage übermittelt. Das war schon ein riesiger Fortschritt.